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Donnerstag, 17. September 2009

Tagebuch

...aus meinem Tagebuch, erstes Wochenende:

30.08.2009

15:44 Uhr

Babuschka, Babuschkaka, Kakababuschka, Bububabushka“. Ich singe und sammle verfaulte Äpfel vom Boden auf. Die Äpfel haben ein eigenwilliges Innenleben. Ich sehe Würmer, Ameisen und (!) Frösche. Ich werfe die faulen Äpfel in eine Kiste. Manchmal ist es auch nur eine Handvoll Apfelmatsch. „Babababuschka!“ Einige wenige gute Äpfel liegen auch vereinzelt unter den Apfelbäumen, die bringe ich der Babuschka, die sie zum Trocknen viertelt. Aus den getrockneten Äpfeln wird später eine Art Apfel-Erfrischungsgetränk hergestellt - genannt „Kompott“. Einige Äpfel sind innen verschimmelt, einige haben regelmäßige kleine weiße Punkte außen. Fast alle Äpfel leben. Je länger ich mich als Apfelsortierfacharbeiter betätige, desto mehr fällt mir der beißende Geruch der gärenden Äpfel auf. Um die guten Äpfel zur Babuschka zu bringen, muss ich eine kleine Anhöhe hinauf. Mit jedem Atemzug, mit dem den ich den Apfelalkohol inhaliere, schwanke ich mehr. Ich sehe Äpfel - große Äpfel, knackige Äpfel, nackte Äpfel ohne Schale, runde Äpfel, Äpfel mit und Äpfel ohne Stiel. Ich stelle mir vor, in einem Meer aus Äpfeln zu baden, dann in einem Meer aus verfaulten Äpfeln. Mir gefällt die Vorstellung des verfaulten Apfelsudes, in dem ich mich räkle und wälze, suhle, soule, feiere und zelebriere, immer besser. Mit den letzten beiden Äpfeln jongliere ich, reiche sie der Babuschka und wasche mir dann lange, sehr lange die Hände. Noch am Abend wird, da bin ich mir sicher, der fahle, stechende Geruch von Apfelextrakt, der seinen Fäulungsprozess an meinen Händen fortzusetzen scheint, über meinen Händen schweben.

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